this post was submitted on 19 Oct 2023
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[–] waka@feddit.de 32 points 1 year ago (3 children)

Wenn es hilft, freue ich mich für jeden der Zugang zu dem Mittel hat und anwenden darf. Von extremen Übergewicht runterzukommen ist oft extrem schwierig, da das Übergewicht ja auch Ursachen hat - sei es Psyche, physiologische Ursachen oder schlicht schlechte Bildung. Ich glaub wie schwierig es ist da wieder runter zu kommen - das versteht nur einer, der auf der Waage über 130 Kilo sieht und trotz Sport, Bewegung und Ernährungs-App und was-weiß-ich vielleicht 5 Kilo Fortschritt schafft und dann bei dieser geistig schwierigen Herausforderung obendrauf mit all den Problemen konfrontiert wird, die das Übergewicht erst ausgelöst haben. Die kochen dann hoch und DAS ist so gottverdammt schwierig.

Wenn dann noch jemand daher kommt und sagt "Toll, du hast abgenommen! Magst ne Bretzel als Belohnung?" hältst du das nicht lange durch, weil alles in dir nach Ablenkung schreit. Ist einer der Gründe warum Kurhotels mit spezifischen Fokus auf abnehmen kurzzeitig große Fortschritte bringen - da wird ganz bewusst nichts in der Richtung angeboten und man hat viel Zeit zum nachdenken in der Natur. Leider geht nach Ende der Kur alles von vorne los.

Echte Fettleibigkeit loswerden zu wollen ist eigentlich wie mit dem Rauchen aufhören zu wollen. Die Schmacht hängt einen wahrscheinlich ewig nach, aber du musst obendrauf dich lange auf eine brauchbare Diät eingewöhnen, während gefühlt alle um dich herum genießen als gäbe es kein morgen mehr und dich dann noch in guter Absicht reinziehen. Quasi mit rauchen aufhören + alle bieten dir ständig Zigaretten an und rauchen fröhlich um dich herum. Hilft nur abhauen, geht aber nicht lange genug.

Also ja, so eine Spritze, die einen tatsächlich hilft, sieht dann aus wie der heilige Grahl.

[–] Senseless@feddit.de 14 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Ich denke ich bin einer dieser Menschen die du hier beschreibst. Es gab vor einigen Jahren mal ne Zeit, in der mein Hyperfokus hart gekickt hat, mein Arbeitsvertrag ausgelaufen war und ich in der Branche in der ich gelernt habe keinen Job fand. Also habe ich, nachdem ich ziemlich viele Strongmanvideos geschaut habe, beschlossen an meiner Ernährung was zu tun und ich war über 4 Monate jeden zweiten Tag für mindestens 90 min im Fitti. Damals wog ich 127 kg. Gut, die Ernährungsumstellung war schon echt hart, weil ich dort fast nur Hühnchenbrust und Quark gegessen habe und meine Kalorien penibel per App getrackt habe und bei 1600 kcal / Tag Schluss war. Viel zu wenig eigentlich. Nach diesen 4 Monaten war ich auf 107 kg. Nach diesen 4 Monaten hatte ich einen neuen Job, den ich aber nur des Geldes wegen angenommen habe. Schichtsystem, 50-60 Minuten Pendelweg pro Strecke. Natürlich hatte ich da nicht mehr die Energie bzw auch Kapazität das aufrechtzuerhalten. Das Fitti ist weggefallen, die Ernährung habe ich in der Zwischenzeit etwas Alltagstauglicher gestaltet, aber sie war immer noch recht strikt.

Ein Jahr später hat sich dann eine Depression eingeschlichen und es war mir völlig egal was ich esse. Bei manchen Menschen mit Depression herrscht Appetitlosigkeit, das war bei mir aber nicht der Fall. Ich hab einfach irgendwas gegessen, nur damit ich satt bin. Natürlich hab ich mich auch nicht mehr viel bewegt, weniger als zuvor im zwischenzeitlich erneut gewechselten Job, in der Branche in der ich gelernt habe. Ich habe zwar keine akute Depression mehr, allerdings auch nicht wirklich die "geistige Kapazität" nachhaltig und dauerhaft meine Kalorien zu tracken und mich regelmäßig ausreichend zu bewegen. Das fällt mir einfach noch sehr schwer.

Um ehrlich zu sein, empfindet ein Teil von mir diese Spritze als "easy way out". Aber ich weiß ja auch, dass abnehmen nicht das einzige Problem ist, sondern auch dauerhaft das Gewicht zu halten. Letzteres schaffe ich im Normalfall recht gut. Zusätzlichen Aufwand reinzustecken und abzunehmen, was in meinem aktuellen Fall zu Normalgewicht etwa 50 kg wären, überfordert mich aber. Trotzdem denke ich, dass ich irgendwie Skrupel hätte beim Hausarzt diesbezüglich anzufragen.

[–] TwoCubed@feddit.de 8 points 1 year ago

Mit dem Rauchen aufzuhören war deutlich einfacher als mit dem Fressen aufzuhören. Es gibt Bürojobs bei denen das Gehirn am Ende des Tages nur noch Schweizer Käse ist. Da ist es wahnsinnig schwierig, mit dem Kalorienzählen/Kochen/Disziplin wahren. Für Sport bleibt meist auch kaum noch Zeit, insbesondere wenn man eine Familie hat und auch aktiv daran teilnehmen möchte. Ich habe mich gerade erst wieder motivieren können und es geht langsam aber stetig voran. Nur kommt jetzt wieder die Weihnachtszeit mit dem ständigen Gefresse überall.

Ich weiß ich klinge wie ne Heulsuse, aber glaubt mir, es ist nicht einfach... Bin leider auch zu Suchtverhalten veranlagt. Und das will schon was heißen, wenn ich sag dass es leichter ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

[–] Send_me_nude_girls@feddit.de 3 points 1 year ago

Ich fände es super wenn man es einfach so bekommen könnte. Bei mir hat sich das Übergewicht über viele Jahre angesammelt und will jetzt nicht mehr so einfach weg, trotz Sport. Wenn ich damit wieder einige Jahre ruhe habe, wäre das schon ein Gewinn, viele Kilos sind es auch nicht.

[–] Der_aus_Aux@feddit.de 11 points 1 year ago (5 children)

Jetzt gucken wir mal, wie viele Sekunden es dauert, bis ein Besserwissi erzählt, dass es mit FDH (oder was auch immer) und regelmäßigen Besuch im Fitti auch funktioniert. Das tut es tatsächlich bei ein paar Promille der Menschen, aber im Regelfall: Nein.

Die letzten paar tausend Jahre war Nahrung eher Mangelware und man hatte einen echten Überlebensvorteil, wenn man genug auf den Rippen hatte. Ich denke, die dazugehörigen Reflexe sind tief im Genom verankert und es ist schwer dagegen zu arbeiten, wenn die heutige Gesellschaft jederzeit hochkalorische Nahrung bereit stellt.

[–] muelltonne@feddit.de 24 points 1 year ago (1 children)

Außerdem sollte man nicht unterschätzen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen "ein paar Kilo zuviel" und wirklichem, krankhaften Übergewicht gibt. Natürlich ist es Quatsch, wenn sich jetzt Stars & Influencer den Kram spritzen, um ihren Beach Body zu kriegen. Es ist ein Medikament gegen eine wirkliche Krankheit und diese Krankheit lässt sich auch nicht einfach so durch so Dinge wie "mal Joggen gehen" oder "Brokkoli" heilen.

[–] amki@feddit.de 1 points 1 year ago

Ich mein eben jene konsumieren auch jede Menge andere Medikamente aus lifestyle Gründen, warum sollte es hier also anders sein?

Ich glaube Ozzy Osbourne wird nur noch von Medikamentenreaktionen am Leben gehalten.

[–] unterschichtblog@feddit.de 12 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (4 children)

bis ein Besserwissi erzählt, dass es mit FDH (oder was auch immer) und regelmäßigen Besuch im Fitti auch funktioniert.

Also dass es keinen Körper geben kann, der funktioniert, ohne dass man Kalorien verbrennt, dürfte ja unstrittig sein. Also ist ja das Rezept "weniger Essen als man braucht" voll legitim und das wirst du auch nicht in Abrede stellen. Also ist Übergewicht ja zwangsläufig eine Verhaltenssache. Und Verhalten ändern ist halt schwer, besonders wenn es zwei Mega-Industrien (Pharma und "Lebensmittel") gibt, die besonders daran interessiert sind, dass wir unmündige Konsummaschinen bleiben.

Wenn ich also eine Spritze nehme und plötzlich einen BMI von 20 habe, habe ich ja dennoch das gestörte Verhalten (zu viel Essen, zu wenig Bewegung) nicht geändert. Um die Industrien zu verbessern braucht es große, systemische Veränderungen, aber auf der Stufe des Individuums ist man besser dran beraten, die Ursachen der Fettheit zu bekämpfen. Dass das immer nur Völlerei und Faulheit sind will ich nicht sagen, sicher spielen Depressionen und Unzufriedenheit, ungesunde Coping-Mechanismen und Zuckersucht eine größere Rolle als viele glauben.

[–] muelltonne@feddit.de 9 points 1 year ago (1 children)

Du unterschätzt, wie das wirkt. Klar, klingt auf den ersten Blick einleuchtend, was du da schreibst. Aber: Am Ende bedeutet es schlicht und einfach, dass die Leute Hunger haben. Völlig egal, ob das eine aus dem Ruder gelaufene Körperchemie ist, irgendwas psychisches, irgendwas anderes, sie haben Hunger. Und sind in einer Umgebung, in der es überall viel Essen günstig gibt. Das kann schlicht und einfach nicht klappen. Vielleicht schaffen es Einzelne, aber im großen Ganzen eben nicht. Wenn ein Medikament genau das durchbrechen kann, dann kann das eben genau der Weg sein, um eben das gestörte Verhalten zu Essen und Bewegung zu verändern. Es ist kein Wundermittel, aber am Ende helfen Schmerzmittel auch bei Rückenschmerzen, damit man diese ungesunde Schonhaltung wegbekommt und sich wieder freier bewegen kann und genau das hilft dann gegen die Rückenschmerzen. Das, aber halt für Nahrung.

[–] qwesx@kbin.social 4 points 1 year ago

Es ist kein Wundermittel

Wenn man sich die Nebenwirkungen (zumindest die des Vorgängers) anschaut, dann will man das Zeug generell nur im absoluten Notfall nehmen...

[–] notapantsday@feddit.de 9 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Ich bin etwas übergewichtig, mein Schwager hat eine schwere Adipositas. Das sind zwei komplett verschiedene Paar Schuhe.

Ich kann durch Vehaltensänderungen und indem ich auf meine Ernährung achte gut abnehmen und mein Gewicht kontrollieren. Mein Übergewicht kommt daher, dass ich es einfach etwas schleifen lassen habe, aber es wird nicht mehr und wenn ich wieder besser aufpasse geht es auch wieder weg.

Mein Schwager bewegt sich auch und versucht gesünder zu essen. Aber nach einer Portion wo ich die letzten Bissen kaum noch runter kriege, knurrt ihm noch der Magen. Wenn er versucht, Kalorien zu zählen und einen normalen Wert nicht zu überschreiten, hat er permanent extremen Hunger. Das ist ein furchtbarer Zustand, den man vielleicht ein paar Wochen durchhalten kann, aber der Hunger lässt nicht nach und irgendwann will man auch einmal aufessen und satt werden. Er kann sich nicht an kleinere Portionen gewöhnen, das ist so wie wenn man uns jedes mal nach zwei Bissen den Teller wegzieht, da würden wir auch irgendwann ausrasten.

Bei ihm ist einfach dieser ganze Regelungsmechanismus komplett durcheinander und da kommt man auch mit noch so viel Willensstärke nicht raus.

Die ganzen tollen Tipps wie man problemlos abnehmen kann, kommen immer von Leuten, die einfach diese Krankheit nicht haben. Das ist genau so wie meine Freundin mit schwerer Akne immer Hautpflegetipps von Leuten kriegt, die keine Akne haben.

Ich bin echt froh, dass es jetzt offenbar erste erfolgsversprechende Therapieansätze gibt. Ernährungsberatung, Sportprogramme u.ä. gehen ganz offensichtlich am Kern des Problems vorbei, sonst wären die Ergebnisse nicht so miserabel.

[–] Der_aus_Aux@feddit.de 8 points 1 year ago (1 children)

Wenn ich also eine Spritze nehme und plötzlich einen BMI von 20 habe, habe ich ja dennoch das gestörte Verhalten (zu viel Essen, zu wenig Bewegung) nicht geändert.

Scheinbar schon, sonst würdest du nicht abnehmen. Wenn ich die Funktionalität der Spritze richtig verstanden habe, werden damit Botenstoffe freigesetzt, die dem Köper sagen, dass er satt ist, was deinen Suchreflex vermindert.

Wenn dein Kleinhirn sagt, dass du Unterzucker hast, wirst du Essen, egal ob es Recht hat, oder nicht.

[–] qwesx@kbin.social -2 points 1 year ago (2 children)

Und halt die Tatsache, dass Fettzellen, die vor dem 16. Lebensjahr aufgebaut wurden, nie wieder von selbst verschwinden (egal wie stark man die Kalorienzufuhr einschränkt) und der Memory-Effekt eintritt, sobald irgendwas fettiges zu sich genommen wird. Man kann sogar auf dem Niveau des Grundbedarfs essen und trotzdem zunehmen, da sich die Fettzellen direkt wieder vollsaugen und der Mensch hungrig bleibt.

Das ist aber jetzt auch schon seit mindestens 15 Jahren bekannt.

[–] Senseless@feddit.de 5 points 1 year ago

Ich, das adipöse Kind: Well, shit.

[–] Sodis@feddit.de 4 points 1 year ago (1 children)

Man kann nicht zunehmen, wenn man weniger isst, als man verbraucht. Woher soll die Energie dafür denn kommen?

[–] qwesx@kbin.social 1 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Aus vorhandener Muskelmasse. Aber stimmt, technisch gesehen nimmt man nicht zu, man wird nur fetter.

[–] qwesx@kbin.social 9 points 1 year ago (1 children)

Für ihre klinische Studie unterzogen sich 806 stark übergewichtige Testpersonen zunächst zwölf Wochen lang einer klassischen Diät, inklusive intensiver Beratung und Lebensstilumstellung.

Die Testpersonen in der Placebogruppe nahmen im Laufe der Studie dagegen nur um 3,8 Prozent ab.

Ist sicher auch nur eine Verschwörung von Big Pharma™️/s

[–] iamkindasomeone@feddit.de 3 points 1 year ago (1 children)

Hä? Da fehlt doch eine Aussage zum ersten Teil?!

[–] Sodis@feddit.de 1 points 1 year ago

Ich vermute mal, dass sein Punkt ist, dass ein guter Ernährungsplan ebenso hilft Gewicht zu verlieren.

[–] HerrVorragend@lemmy.world 9 points 1 year ago (1 children)

Das mit dem Überlebensvorteil ist sicher richtig, aber die Aussage, dass Diäten und Sport nur einem Promille der Menschen helfen sollen stimmt nicht.

Sonst wäre ja jeder, der nicht zu diesen Promillemenschen zählt (also so gut wie jeder) fett.

Übergewicht ist ein wachsendes Problem in vielen Ländern, und Forschung hierzu ist auf jeden Fall wichtig

Eine Spritze halte ich für einen guten Anfang bei extremen Fällen, aber man sollte sich schon fragen, ob man sich wirklich ein Leben lang spritzen möchte um Pfunde zu verlieren. Jedes Medikament mit Wirkung hat auch Nebenwirkungen.

[–] Der_aus_Aux@feddit.de 0 points 1 year ago (1 children)

Bei mir waren es ein paar Promille und bei dir sind es nur noch eines. Ich spreche von Menschen, die massiv übergewichtig sind und du verallgemeinerst es auf alle.

[–] HerrVorragend@lemmy.world 5 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Also wenn wir von Promillebereichen reden, ist es ziemlich wurscht ob eines, zwei oder sieben gemeint sind. Fakt ist und bleibt, dass diese Aussage falsch ist.

Du meintest vielleicht massiv übergewichtige Menschen; aus Deinem Kommentar geht das aber nicht wirklich hervor.

[–] not_exactly@feddit.de 3 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Ich hoffe sehr, dass angesichts der jüngsten erfreulichen Nachrichten in dieser Richtung auch die Krankenkassen bald entsprechende Therapien bezahlen. Schließlich ist Übergewicht eine ernst zu nehmende Krankheit, die in unserer Gesellschaft immer mehr um sich greift, und deren langfristige Kosten für die Gesellschaft kaum seriös zu beziffern sind. Die Therapiekosten könnte man auch wunderbar über eine Zuckersteuer querfinanzieren.

In der Realität wird die FDP wohl dazwischengrätschen, wegen Eigenverantwortung, wissenschon.

[–] RedPandaRaider@feddit.de 4 points 1 year ago (1 children)

Ich frage mich oh und wann das auch zur Verfügung steht. Wird man das einfach so von Arzt bekommen können? Oder ist das eher so wie medizinisches Cannabis, das in Wirklichkeit kein Arzt verschreiben will.

[–] sebsch@discuss.tchncs.de 2 points 1 year ago

Ich glaube es ist als letzter Ausweg gedacht für Fälle mit starker Adipositas die sonst austherapiert sind. Macht ja auch irgendwo Sinn, erstmal auf die eigenen Selbstheilungskräfte zu setzen bevor über den Hormonhaushalt eingegriffen wird.