this post was submitted on 02 Sep 2023
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founded 1 year ago
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Das ist hier zwar schon eine krasse Bubble aber mich interessiert es dennoch: Unterstützt du die Ziele der Letzten Generation? In den Augen vieler, sind die Bürger:innen, die sich z.Z. täglich in Bayern hauptsächlich auf die Straße kleben ein massiver Dorn im Auge und Kritik ist immer angebracht, sowohl zu der Organisation selbst als auch ihrem Vorgehen oder ihren Zielen. Daher eben nochmal meine Frage: Unterstützt du:

  1. 100km/h Tempolimit auf Autobahnen
  2. 9€-Ticket
  3. Gesellschaftsrat Klima

?

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[–] NichtGanzSoGut@feddit.de 5 points 1 year ago (1 children)

Die ersten beiden unterstütze ich, aber was ist der Gesellschaftsrat Klima?

[–] Anekdoteles@feddit.de 4 points 1 year ago (7 children)

100km/h Tempolimit auf Autobahnen

Nein, denn der Nutzen eines Tempolimits ist marginal wenn wir dort hingekommen sind, wo ich hinwill. Als potentieller Regierungschef würde ich mich hinstellen und nicht nur eine tempolimitfreie Autobahn garantieren, sondern explizit meine politische Zukunft daran knüpfen. Stattdessen würde ich Maßnahmen ergreifen, die zu einer erheblichen Reduktion des Autobesitzes in Städten führen. Ohnehin wäre blühende Städte das Leitmotiv meiner Regierung: durch Stärkung der kommunalen Kompetenzen und Finanzen auf der einen Seite und durch ein nationales Wohnraumnotprogramm würde ich die Urbanisierung Deutschlands nach vorne katapultieren, statt weiter Geld im Hinterland zu versenken. Wer nur noch von Stadt zu Stadt fährt, braucht kein Auto mehr. Tempolimit auf Autobahnen ist deswegen ein völlig irrelevantes Problem. Das Problem ist die derzeit starke Nutzung der Autobahnen durch die derzeit starke Zersiedelung des Landes.

9€-Ticket

Nein, denn Mobilität kostet Geld. Statt Mobilität zu vergünstigen und damit Nachfrage zu erzeugen, muss das Angebot verbessert werden. Den Kostenfaktor aus der Mobilität herauszunehmen, führt zu einem Free-Rider-Problem und treibt allerlei unerwünschte Blüten: So wissen wir aus Experimenten in der Realität, dass bei kostenlosem Nahverkehr - und das ist das 9€-Ticket de facto - plötzlich Strecken gefahren werden, die zuvor gelaufen oder geradelt wurden. Wir wissen außerdem vom 9€-Ticket, dass es de facto und nachvollziehbarerweise als Fernverkehr missbraucht wird. Da wäre es doch sinnvoller, den Fernverkehr direkt zu fördern. Eine sinnvolle Verkehrspolitik unterscheidet daher zwischen innerstädtischer, innerregionaler und interstädtischer Mobilität und hält für eine für die Anforderungen der jeweiligen Domäne passende Lösungen parat. Statt es also zu ermöglichen, für 9€ den Nahverkehr als Fernverkehr zu missbrauchen, sollte der Fernverkehr dahingehend gefördert werden, dass es konstant möglich ist, eine Einzelfahrt für 30€ durch ganz Deutschland zu kaufen. Diskriminiert werden sollte da höchstens nach Hauptverkehrszeiten (Morgens, Abends, Feiertags, Ferienanfang und -Ende) und es sollte wenn überhaupt dann nur moderate Spontanitätsaufschläge geben - 100€ für spontan durch Deutschland darf nicht sein. Statt die Monatsbeiträge auf innerstädtischen Nahverkehr abzuschaffen, sollte das Angebot flexibler werden: wichtige Verbindungen die ganze Nacht hindurch fahren lassen. Für Großstädte die Verbindungen nicht sternförmig auf ein Zentrum zusammenbündeln, sondern ein polyzentrisches Nahverkehrsnetz, das den Namen Netz verdient hat, organisieren. Glasklar ist auch, dass das Fahrrad endlich mal als Verkehrsträger der Zukunft gefördert werden muss und zwar auf städtischer und regionaler Ebene. Im Grunde muss jede Stadt im Umkreis von 20km mit dem Fahrrad auf einem perfekt asphaltierten, breit ausgebauten, geraden und bestenfalls ebenerdigen Schnellweg erreichbar sein.

Gesellschaftsrat Klima

Ergibt für mich irgendwie gar keinen Sinn. Warum nicht einfach einen thematisch offenen Gesellschaftsrat? Das Konzept vom Gesellschaftsrat finde ich nämlich prinzipiell sehr überzeugend. Ein starker Gesellschaftsrat, der als zufällig zusammengesetztes Volksgremium die Politik beaufsichtigt, könnte zu einer Wiederversachlichung der Politik führen und die Akzeptanz und das Verständnis für dringende Probleme erhöhen.

Die letzte Generation mag also im politischen Detail ziemlich daneben liegen. Grundsätzlich haben sie aber schon recht und sind für mich absolute Helden, die sich unter Einsatz ihrer Freiheit und körperlichen Unversehrtheit dem Auto-Wahnsinn entgegenstellen. Sie verstehen es zwar nicht ganz und machen es aus den falschen Gründen (Aufmerksamkeit statt Zeitpreis fürs Autofahren erhöhen), aber sie setzen dabei auch an genau der richtigen Stelle an: Dem Autoverkehr. Auch wenn der nur ein Symptom für die fehlgeleitete Wohnpolitik ist, ist das einfach der Punkt, wo sie besonders sichtbar zu Tage tritt.

[–] klisklas@feddit.de 4 points 1 year ago

Du hast glaube ich jede Forderung anders eingeschätzt als ich, dennoch kann ich deiner Argumentation sehr gut folgen und die Utopie, die du zeichnest spricht mich extrem an, danke! Ich habe auch schon seit Jahren den Gedanken im Kopf, dass es viele urbane Zentren mit unberührter Natur dazwischen geben sollte, die nur durch wenige Straßen und Schnellbahnstrecken miteinander verbunden sind. Durch den Verzicht auf Ackerbau zur Erzeugung von Tiernahrung und Biosprit würden unfassbare Flächen frei werden, die man der Natur komplett überlassen könnte ohne irgendwelche menschlichen Eingriffe.

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[–] Katzastrophe@feddit.de 4 points 1 year ago (3 children)

Unter Umständen, ja und ja.

Zum Ersten Punkt, weil ich in einem Ort wohne der ohne Auto echt schlecht zu verlassen ist, und meine Familie in ganz Deutschland verteilt lebt. Und es mich schon so 6-8 Stunden dauert bis ich bei dem Familientreff ankomme, (Mit dem Zug sind es mindestens 12 Stunden, und 4+ mal umsteigen). Mehr Schienenausbau wäre hier für mich essentiell.

Was ich besser fände für den Anfang wäre Klassisch ne Autobahnmaut für alle, dadurch werden die Leute von den Raserstrecken runtergedrückt, und man könnte damit perfekt das 9€ Ticket finanzieren.

[–] Blaubarschmann@feddit.de 4 points 1 year ago (1 children)

Ich finde 100 km/h auch etwas krass, man fährt ja doch auch durchaus mal längere Strecken und da kann das schon einen echten Unterschied machen. Grundsätzlich fände ich ein Tempolimit aber vertretbar, ich fahr sowieso nie wirklich schnell. Aber durch das jahrelange Nichtstun sind mittlerweile leider einschneidende Maßnahmen nötig. Vor ein paar Jahren hätte man mit 130 oder so anfangen können, aber jetzt ist eigentlich auch das schon wieder zu wenig. Andererseits muss es auch durchsetzbar und vermittelbar sein, mit weniger als 120 wird das wohl nichts

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[–] huusmuus@feddit.de 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Kann mir nicht vorstellen, dass das "die Ziele" sind, nach deren erreichen sich die LG entspannt zurücklehnt, in dem Wissen, erfolgreich für ihre Sache gekämpft zu haben. So wie ich das sehe sind das lediglich einfach zu realisierende, plakative Proxies ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Zu den Detailfragen:

  • aus Verkehrssicherheitsgesichtspunkten fände ich Tempolimits von 100-140 je nach Verkehrssituation angemessen. Aus Klimagesichtspunkten ist mir das persönlich egal. Unbeschränktes Tempo ist einfach nicht mehr zeitgemäß finde ich.
  • 9€-Ticket war richtig gut, und ich glaube ein verstetigtes Angebot dieser Art schafft nachhaltig Nachfrage für nachhaltigen Personentransport und schafft auch die Grundlage für mehr multimodale Routenplanung, wie z.B. Park-and-Ride. Volle Unterstützung.
  • Klimarat? Klingt gut. Denke aber das Problem aktuell ist populistische Hetze gegen alles was irgendwie an Klimaschutz erinnert. Das würde man damit vermutlich nicht in den Griff kriegen.

Ich würde mir von der Klimapolitik eher einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien fordern, einen massiven Anreiz zu Energieeffizienz und gleichzeitig einen glaubhaften Ausgleich für die sozialen Härten. Dazu eine klare Kommunikation der Optionen in der Wagschale: Investitionen von heute sichern die Lebensgrundlage von morgen. Die Kosten die eine Business as Usual Strategie morgen verursacht, sind wie Staatsverschuldung, nur schlimmer (und offenbar ohne Schuldenbremse). Und vermutlich mehr staatliches Engagement, wenn die marktwirtschaftlichen Akteure auf Anreize nicht reagieren. Der Staat muss hier liefern, und wenn der Gaul mit der Karotte vor der Nase nicht in die richtige Richtung rennt, muss man vielleicht absteigen und selber gehen.

[–] Nobsi@feddit.de 3 points 1 year ago (8 children)

Ja ja und nein.
Ja auch den methoden. Ich finde die gegen nicht weit genug. Die Politiker ficken uns super hart, in dem sie alles tun außer an den klimaschutzzielen fest zu halten. LG ist nach FFF nur eine steigerung.

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[–] _s10e@feddit.de 3 points 1 year ago (5 children)

Mal so als Outlier. Ich sympatisiere mit den Forderungen, aber ein 9- oder 0-Euro-Ticket geht in die falsche Richtung.

Um nachhaltig zu sein, muss der Nahverkehr sich aus den Ticketerlösen tragen können. Die Einnahmen zu beschränken führt zum Abbau von Angeboten. Es nützt auch wenig, wenn man politisch durchsetzt, dass (einmalig) eine Finanzierungslücke vom Steuerzahler aufgefangen wird. Das läuft auf eine ständige Spardiskussion heraus. Wir wollen aber nicht sparen. Wir brauchen neue attraktive Angebote!

Der ÖPNV darf auf keinen Fall ein Projekt für Arme werden. Wir wollen den Banker in Frankfurt, der First fliegt und wahrscheinlich einen Verbrenner fährt. Das sind die größten Emissionen. Wem 49€ zu viel sind, kommt auch mit dem PKW nicht weit. Für den Klimaschutz irrelevant.

[–] barsoap@lemm.ee 4 points 1 year ago

Um nachhaltig zu sein, muss der Nahverkehr sich aus den Ticketerlösen tragen können.

Nein. Ein aus Tickets finanzierter Nahverkehr wäre so teuer dass die Leute ihn nicht benutzen, und dann wird er eingestellt.

Vielleicht sollten wir mal eher aufhören Straßen querzufinanzieren und das alles in die Schiene stecken. Denn um nachhaltig zu sein müssen Straßen sich aus der Maut tragen können.

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