this post was submitted on 10 Jul 2023
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Ich vermute mal, dass es sich in dem Fall dann um einen eher schlecht bezahlten Job handelte. Und da wären wir dann wieder eher bei dem Problem, dass Arbeit ordentlich entlohnt gehört. Was ja auch genau der Grund ist, warum ich froh bin, in einer Lage zu sein, bei der meine Frau nicht arbeiten muss. Solang sie keine Stelle in ihrem Beruf findet, müsste sie dann ja irgendeine der freien Stellen am Markt besetzen, was idR die unterbezahlten Drecksjobs sind (nicht wegen des Inhalts des Jobs, sondern halt wegen der zu niedrigen Bezahlung).
Ich verstehe auch nicht, wieso wir als Gesellschaft auf einmal wieder auf diesem "JEDER MUSS ARBEITEN" Trichter gelandet sind. Haben wir vor paar Monaten nicht noch von 4-Tage-Wochen und sowas geredet? Schwenkt die Presse nicht aller paar Tage das "unsere Jobs werden alle weg-automatisiert" Schwert? Eigentlich sollten wir immer weniger arbeiten müssen, und nicht immer mehr. Irgendwas passt da doch nicht.
Nichts desto trotz bin ich bei dir, dass man mit keinem versteuerten Job schlechter dastehen sollte als mit Ehegattensplitting. Da stimmt dann irgendwas im Steuersystem nicht. Das spricht aber nicht für eine Abschaffung, sondern eher für eine Nachjustierung. Bevorzugt vlt. dadurch, dass der Job einem mehr bringt, und nicht das Splitting weniger.
Die Tatsache dass sie Ehefrau nicht arbeiten muss ist natürlich super, aber das sollte nicht durchs Ehegattensplitting passieren. Wir haben ja auch davon profitiert, aber das Konzept ist einfach ein Anachronismus.
Wieso? An vielen Stellen wird Ehe doch als Einheit angesehen. Da ist es doch irgendwie auch sinnig die Steuerlast in Einheit zu berechnen.
Durch den demographischen Wandel laufen wir auf einen riesigen Mangel an Arbeitskräften zu. Die Boomergeneration wird in den nächsten Jahren in Rente gehen und die Stellen müssen neu besetzt werden. Dazu kommt die Rentenproblematik. Das haben mittlerweile auch die konservativen Kräfte erkannt und stellen jetzt ihre "Arbeit gehört zum erfüllten Leben" Propaganda wieder stark in den Vordergrund. Wenn es weniger Arbeitskräfte werden, müssen die Verbleibenden halt mehr arbeiten, ist da die Logik. Dass es auch andere Stellschrauben gibt, wird komplett ignoriert.
Natürlich wäre es nice, wenn niemand arbeiten müsste oder wir alle gemeinsam mit weniger Arbeitszeit auskommen würden - aber ein System, das systematisch die aus dem Arbeitsleben herausmotiviert, die eh schon weniger verdienen, zementiert einfach strukturelle Ungerechtigkeit und gesellschaftliche Ungleichheit.
Die Normalisierung der hauptsächlichen Hausfrauentätigkeit für unsere Bürgerinnen hatten wir über viele Jahrzehnte. War nich so toll.
Aber wäre ohne Ehegattensplitting nicht erstmal die Konsequenz, dass Frauen eher wieder in schlecht bezahlte Berufe hineingezwungen werden? Einen gut bezahlten Job lehnt sicher auch jetzt kaum eine Frau ab. Und wie du schon sagst: wenn beide dann jeweils 30 (oder gar nur 20) Stunden arbeiten müssen und somit auf das gleiche Ergebnis kommen wie vorher allein mit 40h, ist das doch auch super.
Hier wäre halt gut, die Regierung würde wirklich was dafür tun, dass - wie sie ja gern mal postuliert - sich "Arbeit wieder lohnt". Leider meint sie damit meistens (wie auch hier), dass die Alternativen beschissener werden, sodass man gar keine Wahl mehr hat, als sich ausbeuten zu lassen. Wenn die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen passen, müsste man aber gar niemanden zwingen.
Mit Ehegattensplitting werden aber besonders solche Paare steuerlich bevorzugt, die stark ungleiche Einkommen haben. Dass ohne Splitting Frauen in schlecht bezahlte Berufe hineingezwungen werden seh ich nicht. Für eine alternativlose Abschaffung ist ja quasi niemand - sondern eben für bessere Modelle, die keine Ungleichheit fördern.
Dann hab ich das wohl missverstanden. Les ich mir dann nochmal in Ruhe durch.