this post was submitted on 22 Mar 2024
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Solche Sachen entwickeln schnell eine Dynamik, von der dann alle Konfliktparteien selbst überrumpelt werden. Das Kaiserreich wollte sicherlich nicht 4 Jahre lang Millionen Männer in Belgien verheizen, als man Serbien mit einem Ultimatum drohte, um die Attentäter des österreichischen Kronprinzen rauszurücken.
Schabowski wollte sicher auch nicht, dass die DDR ein Jahr später nicht mehr existiert, als er sagte, dass seines Wissens nach unverzüglich die Reisefreiheit verbessert würde.
Überrumpelt würde ich das nicht nennen. Es gingen schlichtweg sehr viele Menschen davon aus, dass es Krieg hinauslief. In der deutschen Regierung gab es dann die Meinung, dass man bei einem sofortigen Beginn des Kriegs bessere Chancen als in einigen Jahren haben würde. Quasi ein sehr zynisches "dann haben wir es hinter uns".
Was nicht erwartet wurde, war der Abnutzungskrieg.
Wobei das auch oft nur der letztendliche "Tropfen" ist und/oder das was man als Anlass in die Geschichtsbücher schreibt. Warum es zum Ersten Weltkrieg kam oder die DDR zerbröckelte... Da steckt noch ein bisschen mehr dahinter. Manchmal ist es nur die politische Rechtfertigung zur ohnehin unvermeidlichen Eskalation, aber was genau das Ereignis ist, ist dabei beliebig. Wahrscheinlich wäre es ein wenig eher oder später passiert, vielleicht ein wenig anders. Dann hätte man sich einen anderen Grund gesucht. Manchmal ist es auch schon so. Ich würde meine Entscheidungen nicht zu sehr von soetwas abhängig machen. Und auch Herr Macron hat wahrscheinlich keine Glaskugel auf dem Schreibtisch.
Also ich bin mir recht sicher, dass wir im Geschichtsunterricht spezifisch an diesen beiden Beispielen gelernt haben, dass man irgendeinen Grund heranziehen muss zur Rechtfertigung. Das der aber recht beliebig und austauschbar sein kann und die wahre Geschichte / Auslöser / Dynamiken abseits davon in einem Gesamtbild gesucht werden müssen. Die Diskussion ist sowieso nicht einfach weil wir weder in die Zukunft schauen können, noch wissen was passiert wäre wenn es anders gelaufen wäre. Aber ich würde vielleicht die Kubakrise oder sowas als Beispiel heranziehen um für diese Seite zu argumentieren.
Eigentlich würde ich aber eher für die andere Seite argumentieren. Ich meine nichts machen hat auch Konsequenzen. Oder Konflikten zuzuschauen wie sie wachsen.
Letztendlich wäre ich dafür Putin nicht einfach das zu geben was er will. Weil das ist es ja, Russland dreht uns das Gas ab, droht mit Atomwaffen und beeinflusst gezielt die Meinung hier. Mit dem einzigen Ziel dass wir die Füße still halten und ihn gewinnen lassen. Es wird Zwietracht und Misinformation (erfolgreich) gesät. Damit sich die EU in NATO entzweit, endlos diskutiert. Und für mich sieht es aus als wären -gerade wir- dabei willige Bauern in seinem Schachspiel. Und wenn das gut funktioniert, wird das die Entscheidungsgrundlage für die kommenden Aktionen Russlands. Und unabhängig davon sind wir bereits in der Situation dass dort seit 2 Jahren täglich 1000-1500(?!) Menschen "verheizt" werden. Es ist nicht Belgien und Soldaten anderer Nationen. Aber es ist genauso die Frage wie man gedenkt mit der Situation umzugehen.