this post was submitted on 23 Nov 2023
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[–] philpo@feddit.de 10 points 10 months ago (1 children)

Ist keiner mehr da der über den Notbetrieb hin streiken kann

Ernsthaft.

Im Mediziner Freundeskreis haben 50% die Medizin verlassen, die anderen planen den Abgang oder sind in ner extremen Nische.

Quasi alle Kliniken die ich kenne sind nur noch auf Kante und mit Spucke und Tesafilm am laufen.

Da werden dann auch mal Assistenzärzte nach 8 Wochen post Examen im Nachtdienst allein gelassen, inklusive Schockraum (regionales Traumazentrum, also kein kleines Haus). Oberarzt gibt es keinen und der Chef kommt nur rein wenn OP Indikation.

Jugend forscht.

[–] Sailing7@lemmy.ml 1 points 10 months ago (2 children)

Wait WHAT ich mein ich hab meine Krankenhaus Bildung aus Serien, also bitte korrigiere mich. Aber holy shit sollen frische Assisstenzärzte nicht erst nach mehreren Jahren alleine OPs durchführen und erst recht niemals nen Patienten alleine behandeln erst recht im Traumazentrum oder in der Notaufnahme. WTF alte(r)!

Fuck.

[–] philpo@feddit.de 4 points 10 months ago (1 children)

Mehrere Jahre sind es so oder so nicht, meist fängt man nach 6-12 Monaten mit Diensten an. Aber eigentlich eben mit "jemanden im Hintergrund". Notaufnahme ist übrigens auch so ein typisches Ding wo man Anfänger drauf los lässt, während COVID war hier in einem kleineren Haus die Notaufnahme gar fest in der Hand von PJlern (=Studenten im praktischen Jahr), da kein Personal. Und für den Schockraum schreibt die Zertifizierung eigentlich immer einen Facharzt vor...

Lustig wird das ganze übrigens im Rettungsdienst: Hier reichen für den Notarztschein 2 Jahre. D.h. der Typ der draußen ohne Netz und doppelten Boden ran muss dürfte "im Haus" ggf. nie was selber versorgen.

(Zur Beruhigung: Ich kann dir nach 20 Jahren in dem Bereich sagen, dass die jungen Notärzte nicht das Problem sind sondern eher die alten Hausärzte deren letzte Fortbildung zu dem Thema noch zu Sauerbruchs Lebzeiten war. Hier fuhr bis vor kurzem ein 83 jähriger Notarzt....Und ja,ich meine das Auto mit den blauen Leuchten und den bunten Jacken. Aber Hauptsache,der Notfallsanitäter der das jeden Tag macht darf nix machen - dafür kämpft gerade diese Gruppe sehr laut, wenn auch mit abnehmenden Erfolg)

Anyway, es ist in keinem Bereich der Medizin besser. Als ich vor 20 Jahren mit dem Kram anfing gab es noch die "grauen Elefanten". Diese alten, weisen, Kolleginnen und Kollegen die alles wussten, alle kannten, die ein zusätzliches Sicherheitsnetz bildeten. Wenn junge AiWs ihre ersten Gehversuche unternahmen konnte man "mal schnell" die alte Pflegekraft fragen bzw. diese achtete darauf,dass nix ganz schlimmes passierte. Ich erinnere mich wie gestern dran, dass sich eine junge, sehr von sich überzeugte, AiW mal dermaßen verrannte,dass "die Gisela" daraufhin selber den Oberarzt anrief. Der kam dann in einem Tempo und einer Aufregung wie ich es vorher nicht und nachher nur als die Hütte sprichwörtlich brannte, gesehen hab. Für die AiW war dieser Vorfall auch sehr Karriere-begrenzend. Solche Leute gab es früher überall. Der Punkt ist: Früher. Diese Gruppe an Leuten ist fast flächendeckend weg. Und das ist die wahre Katastrophe,denn dieses Wissen ist weg. Eine Freundin ist heute mit 12 Monaten Erfahrung (gesamt nach dem Examen) tlw. Schichtleitung auf ihrer Intensiv (großes Unihaus mit ECMO und allem) - weil sie die dienstälteste ist. .... und auch sie plant den Plegxit mittlerweile.

Wir sind komplett am Arsch. Das gesamte System ist komplett am Arsch. Und um wieder auf einen abnehmbaren Stand zu kommen wird es 20 Jahre brauchen.

[–] Sailing7@lemmy.ml 3 points 10 months ago (1 children)

Erstmal: danke für die detaillierte Schilderung. Als nächstes: Heilige Scheiße. Unser gesundheitssystem entwickelt sich zu einer Horrorstory bzw. ist schon eine. Wo plant ihr hinzugehen, wenn ihr den Krankenhaus-Sektor verlassen wollt?

[–] philpo@feddit.de 3 points 10 months ago (1 children)

Ich bin schon lange raus und betreibe mittlerweile ein Consulting Unternehmen für einen assoziierten Bereich, bin nur noch ganz selten am Patienten zu finden. Ganz sicher nie wieder hauptberuflich. Meine Frau (Ex Anästhesiepflege) ist in die IT.

[–] Sailing7@lemmy.ml 1 points 10 months ago (1 children)

Besser so. Sich selbst in so nem job ausbrennen lassen kann nicht der Weg zum Ziel sein.

[–] philpo@feddit.de 1 points 10 months ago (1 children)

Definitiv. Ich hätte im Nachhinein auch in die IT gehen sollen. Denn Selbstständigkeit ist in DE ein fast genauso großes Drama.

Ich überlege ernsthaft die Firma nach CH zu verlegen,ist auch net so viel weiter (30min von hier).

[–] Sailing7@lemmy.ml 1 points 10 months ago

Jo der stress in die IT zu wechseln kommt dem der selbstständigkeit vermutlich nahe. Hab leute beides davon machen sehen, ist echt ein hartes stück brett

[–] philpo@feddit.de 1 points 10 months ago (1 children)
[–] Sailing7@lemmy.ml 1 points 10 months ago

Im arikel wird von nem arzt mit mehrjähriger erfahrung gesprochen. Nonetheless, holy shit im zweifel immer ins krankenhaus O.o mann kann den dude dann doch nach nem gründlichen check, wenn es ihm wirklich gut geht immernoch, im notfall sogar fixiert, im krankentransport rüberbringen. Wtf