this post was submitted on 04 Aug 2023
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[–] fxr0d@feddit.de -4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (3 children)

In den meisten Branchen findet man durchaus auch Jobs abseits der bekannten Namen und Hypestädte. Muss man allerdings sorgfältiger suchen für. Tatsächlich verstehe ich aber weder die Unternehmen, die in Hypestädten bleiben oder da sogar hingehen, noch die Politiker, die das fördern. Bezüglich Wohnraum, Verkehr und gesellschaftlicher Entwicklung müsste man meiner Meinung nach größere Unternehmen eher aus den Zentren ins Umland verdrängen als sie reinzulocken. Dort, wo sehr hohe Mieten sind, sind diese Mieten ein Signal für "diese Stadt ist voll". Man sollte dieses Signal ernst nehmen und woanders hin gehen wo nicht voll ist. Dann hätten wir auch weniger strukturschwache Regionen und sterbende Dörfer. Stattdessen wird speziell auf diese Städte (die eine Minderheit der Wohnungen in D enthalten) zugeschnittene vermieterfeindliche Überregulierung geschaffen, die Wohnraumvermietung überall, wo es eigentlich noch ganz gut funktionierte, noch unattraktiver gemacht hat, so dass es jetzt auch dort vermehrt zu Mangel kommt. Je mehr die Politik in den letzten Jahren den Markt außer Kraft gesetzt hat, desto schwieriger wurde es für Mieter. Aber hey, dass Probleme durch die ergriffenen Maßnahmen größer werden liegt meist in der Natur des Populismus, dafür wurden die gewählt.

[–] tryptaminev@feddit.de 15 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Und wieder die Mär von der vermieterfeindlichen Politik...

Ich habe in einer Immobilienverwaltung gearbeitet. Keiner der Vermieter, ob eine einzelne Eigentumswohnung oder 20 Altbauten mit 300 Wohnungen musste leiden, oder konnte keine ordentliche Rendite erzielen.

Im Gegenteil die Nachfrage war so hoch, dass Häuser, die früher für 20 Jahre Nettokaltmieten gehandelt wurden dann für 30-50 Jahre Nettokaltmieten gekauft wurden. Die Renditen sind nicht beim Vermieten runtergegangen, sondern beim Einkauf, weil die Nachfrage so hochgegangen ist, und Geld so billig war.

Ich weiß auch nicht welche Gesetze vermeintlich Vermieterfeindlich sein sollen. Etwa, dass die Wohnungen keine Gefahr dür die Mieter darstellen dürfen, und man Rauchmelder anbringen und sie Warmwasserinstallation auf Legionellen untersuchen muss? Oder die Gesetze, die die beliebige Erhöhung der Mieten auf 15 bzw. 20% in drei Jahren begrenzen, und bei Neuvermietunf nur 10% über der ortsüblichen Miete erlauben? Die aber keinerlei Sanktionen bei Verstößen haben, sodass Vermieter schlimmstenfalls das widerrechtlich abgezockte Geld wieder zurückzahlen müssen? Oder etwa die schlimmen Gesetze zur Modernisierungsumlage, die den Vermietern 8 bzw. 11 % Rendite für die Modernisierungskosten garantieren? Oder meinst du die Baugesetze, die erfordern, dass Häuser nicht aus Pappe gebaut werden, sodass die Mieter das 4x an Heizkosten wie im Altbau haben?

[–] bmaxv@noc.social 3 points 1 year ago (1 children)

@fxr0d

Das stimmt zwar, aber bzgl. Hamburg Berlin und München ist es ja so, das alles was irgendwie an deren Verkehrsnetz angebunden ist gehört quasi schon zur Stadt.

Das heisst, die Städte die übrig bleiben sind meistens Kleinstädte in der es zwar *einen* Job geben mag, aber wenn man in ein paar Jahren ggf. wechseln will oder es nicht läuft, ist man richtig angeschmiert.

[–] fxr0d@feddit.de 1 points 1 year ago

Ja stimmt, da sollte man sich Gedanken über so was wie Dezentralisierung machen. Also Teile des Umlands zu weiteren Zentren ausbauen, das hat zumindest im Ruhrgebiet einige Vorteile.

[–] Anekdoteles@feddit.de 2 points 1 year ago (1 children)

Dann hätten wir auch weniger strukturschwache Regionen und sterbende Dörfer.

Sterbende Dörfer sind keine schlechte Sache, sondern eine Zeichen für und eine unausweichliche Begleiterscheinung von gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Fortschritt.

[–] fxr0d@feddit.de 1 points 1 year ago (1 children)

Ich finde das nicht sehr fortschrittlich, wenn jede Menge Leute sich auf einem Haufen knubbeln und dabei Wohnraum zum Luxusgut wird und der Verkehr entweder überhand nimmt oder die Mobilität aufs lokale Stadtgebiet beschränkt wird. Insbesondere wenn man sich mal genauer ansieht, was das Aufwachsen in beengtem großstädtischem Wohnraum mit Beschwerdenachbarn und mangelhaften Bewegungsmöglichkeiten draußen mit Kindern macht, würde ich das als gesellschaftlich äußerst nachteilig sehen. Aber ich wollte in so was auch mein Leben lang noch nie wohnen, mich stresst diese Enge und Bevölkerungsverdichtung extrem. Mir reichts, wenn ich gelegentlich zum Arbeiten da rein muss und dann sehe wie ätzend es in Innenstädten von Großstädten ist. Dass es Leute gibt, die das da schön finden, weiß ich, aber mir ist echt ein Rätsel, wie man das fortschrittlich finden kann.

[–] Anekdoteles@feddit.de 1 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Wohnraum zum Luxusgut wird und der Verkehr entweder überhand nimmt

Genau das hier sind keine genuin städtischen Phänomene, sondern das Resultat schlechter Politiken, die oft sogar direkt mit Landförderung zu tun haben.

in beengtem großstädtischem Wohnraum mit Beschwerdenachbarn

Generell bringt Ballung erheblich mehr Vorteile als Nachteile. Natürlich gibt es aber wie bie vielen guten Dingen trotzdem ein Übermaß und daher auch einen Kipppunkt, wo die positive Attribut Ballung in ein negatives umkippt - Kowloon Walled City, fällt dabei ein. Von solche Zuständen sind wir aber weit entfernt und werden wir wahrscheinlich nie in Deutschland sehen. Bis dahin gilt: Ballung ist immer positiv.

Um auf dein konkretes Argument mit den "Beschwerdenachbarn" zurückzukommen: Ich persönlich habe ja den Eindruck, dass auf dem Land und in der EFH-Siedlung mehr beschwert wird als in der Stadt.

mangelhaften Bewegungsmöglichkeiten draußen mit Kindern macht

Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt gibt es wenige, weil es viele Menschen auf dem Land gibt und es daher viele Autos in der Stadt gibt. Autos stehen durchschnittlich 96.7% ihres Leben nur herum und fressen Platz, der sobald privater Autobesitz in Städten obsolet gemacht, wird frei wird - durch polyzentrische Stadtplanung, ein gutes ÖPNV-Angebot, das netzartig statt sternförmig organisiert ist, radikaler Ausbau von Radwegen, großzügig geförderete Carsharing- und Lastenrad-Angebote. Da wird enorm viel Spielplatz frei. Die Stadtlandschaft wird grüner, sicherer und einladender. Eigentlich wird die Stadt alles, was Menschen auf dem Land suchen, nur eben mit Ballungsvorteilen - intellektuelle Spillovereffekte, niedrigschwellige Freizeit-, Kultur-, Bildungs-, Betreuungs-, (...)-, Angeboten. Es ist übrigens empirisch belegt, dass selbst in den Niederlanden, das ohnehin schon das am dichtesten besiedelte Land des Westens (ausgenommen Vatikan, Monaco, Gibraltar) ist, es immer noch einen signifikanten, positiven Effekt zwischen Ballung und Bildungserfolg gibt. Salopp gesagt, halten wir uns durch unsere verhunzte Stadtplanung dümmer, als wir sein müssten. Superspannendes Thema, das du da anbringst, denn ich bin fest davon überzeugt, dass Eltern, die "für die Kinder" aufs Land ziehen einen Fehler machen. Meistens steckt dahinter also wohl Unwissen bezüglich der negativen Effekte des Landlebens auf Kinder und insb. Jugendliche, aber oft wahrscheinlich auch schlicht die eigene Präferenz: weil sie mit Kindern eh keine Zeit mehr haben, ihr urbanes Leben fortzuführen und die städtischen Amenities zu nutzen. Sie haben für sich das Stadtleben verbraucht und werfen es daher weg, obwohl es für die Kinder noch großen Nutzen bringen würde.

Aber ich wollte in so was auch mein Leben lang noch nie wohnen, mich stresst diese Enge und Bevölkerungsverdichtung extrem. Mir reichts, wenn ich gelegentlich zum Arbeiten da rein muss und dann sehe wie ätzend es in Innenstädten von Großstädten ist

Ich finde das völlig in Ordnung. Du hast durchaus das Recht in Gegenden mit niedrigen Ballungsgraden zu leben. Allerdings darfst du mir dann halt nicht die Kosten für deinen Lebensstil aufbürden. Das heißt dann aber auch ganz konkret: Mit dem Auto in die Stadt fahren, ist dann nicht mehr drin. Auch in einer hochgradig geballten Stadt, würde es an den Rändern (oder zwischen den urbanen Zentren einer Stadt) Platz für räumlich aufgelockertere Wohnformen geben. Ich persönlich vermute aber, dass die meisten Menschen zwischen 15 und 50 die urbanen Nachbarschaften bevorzügen würden, wenn sie denn mal eine echte gesehen hätten. Ich schau im Zentrum meiner +500.000er Stadt übrigens ins Grüne raus.